KP Logistik / Gas statt Diesel: Abschied mit Hindernissen

Für das Fuhrpark-Controlling und das mobile Auftragsmanagement nutzt KP Logistik die Telematik-Lösung TISLOG, die auch den Verbrauch an Flüssiggas auslesen und verarbeiten kann.

Pioniere haben es nicht immer leicht. Als der dänische Logistikdienstleister KP-Logistik 2019 seine gesamte deutsche Fahrzeugflotte erneuerte, setzte er konsequent auf den umweltfreundlichen und geräuscharmen Flüssiggasantrieb. Auf einen Schlag investierte das Familienunternehmen in 110 Sattelzugmaschinen vom Typ Scania R410 LNG. Damit gehörte KP-Logistik zu den ersten Speditionen in Deutschland, die sich fast komplett vom Diesel verabschiedet haben. Eine Entscheidung, zu der sich der Fuhrparkbetreiber auch in Zeiten hoher Gaspreise bekennt. „Wir wollen möglichst umweltgerecht transportieren und unsere Kunden unterstützen uns dabei“, erklärt David Brokholm, Mitinhaber und einer der beiden Geschäftsführer von KP-Logistik.

Unverzichtbare Kennzahlen

Das Engagement für LNG stellte den Lebensmittel-Logistiker aber schon während der Umstellung vor Herausforderungen: „Mit dem spärlichen Angebot an Tankstellen hatten wir gerechnet, aber von den Problemen mit unserer früheren Telematiklösung wurden wir überrascht“, erinnert sich Wouters Meert, der bei KP-Logistik für IT-Projekte verantwortlich ist. „Unser ehemaliger Anbieter war nicht in der Lage, die LNG-Verbrauchswerte an der FMS-Schnittstelle auszulesen“, so der gebürtige Belgier, für den die Kraftstoffkosten zu den unverzichtbaren Kennzahlen gehören.

Vor diesem Hintergrund machte sich KP-Logistik auf die Suche nach einem neuen Telematik-Partner, der über gute Referenzen im Stückgutverkehr verfügt. „Das Auslesen der LNG-Verbrauchswerte über die FMS-Schnittstelle war damals Neuland“, betont Brokholm. Allein die TIS GmbH habe sich „in die neue Aufgabe reingefuchst“ und gemeinsam mit KP-Logistik innerhalb weniger Wochen eine zuverlässige Lösung für die Flüssiggas-LKW entwickelt. Hinzu kam, dass die Telematik-Spezialisten aus Bocholt mit TISLOG ein ausgereiftes Produkt mit einem breiten Spektrum an Lösungsmodulen bieten konnte. „Wir wollten uns im Zuge der Umstellung weiterentwickeln und zum Beispiel unsere Frachtbriefe digitalisieren“, so Brokholm.

Kurzer Werkstattaufenthalt

Bereits im Februar 2020 wurden die ersten Fahrzeuge mit Telematikboxen von TIS ausgerüstet, die im Rahmen eines kurzen Werkstattaufenthalts installiert wurden. Damit empfangen die Boxen neben den Verbrauchs- und Fahrzeugdaten auch die Lenk- und Ruhezeiten, die per Mobilfunk an das TIS Rechenzentrum gesendet und dort rechtssicher archiviert und auftragsbezogen ausgewertet werden.

Der gesamte Fuhrpark wurde zudem mit Samsung Tablets ausgestattet, die über eine von TIS entwickelte Telematik-App verfügen. Die App lässt sich leicht konfigurieren und führt die Fahrer Schritt für Schritt durch den Lieferprozess zwischen Auftragseingang und elektronischer Lieferquittung. Auch die Fahrer der Subunternehmer wurden per App und Tablet an die Telematiklösung angebunden, so dass KP-Logistik jeden Auftrag lückenlos verfolgen kann.

Mehrfach erweitert

Für die regelmäßigen Software-Updates der eigenen Endgeräte setzt KP-Logistik auf das ebenfalls von TIS entwickelte Mobile Device Management TISLOG MDT. „Damit lassen sich die Tablets bequem und zentral verwalten“, bestätigt Meert, der die Telematiklösung schon mehrmals erweitert hat. „TIS entwickelt immer wieder neue Anwendungen, die uns und unseren Fahrern das Leben erleichtern“, berichtet der Projektleiter.

Mittlerweile nutzt KP-Logistik zum Beispiel auch die in TISLOG integrierte Abfahrt- und Führerscheinkontrolle. Das Verbessern des Fahrer-Alltags gehört hier zu den vorrangigen Zielen, um im Wettbewerb um die begehrten Fachkräfte bestehen zu können. Zu den Vorteilen zählt, dass sich die Trucker von KP-Logistik nicht mit dem Beladen ihrer Trailer aufhalten müssen – stattdessen werden die gezogenen Einheiten vorgeladen bereitgestellt, so dass die Stückgut-Tour bei Schichtbeginn umgehend starten kann.

Übersichtliche Grafiken

„Die Arbeitszeit unserer Fahrer ist zu wertvoll, um sie mit dem Beladen der Auflieger zu vergeuden“, bringt es der stellvertretende Verkehrsleiter Steffen Jänecke auf den Punkt. Zu seinen Aufgaben zählt unter anderem die Disposition, wobei er vom Online-Portal TISLOG Office spürbar entlastet wird. Die Web-Lösung empfängt und verarbeitet die Telematikdaten aus den Fahrzeugen und fasst sie in übersichtlichen Grafiken und Tabellen zusammen. Die aktuellen Positionen, die gefahrene Strecke, der Status der einzelnen Touren, die Restlenkzeiten und der Füllgrad der Gastanks lassen sich damit jederzeit überwachen.

Auch für nachträgliche Auswertungen bringen die gesammelten Daten einen hohen Nutzen. TISLOG bietet diverse Statistik- und Analysefunktionen. Damit lassen sich unter anderem auch polizeiliche Anfragen beantworten. „Es kommt immer wieder vor, dass wir im Zusammenhang mit gemeldeten Unfallschäden mit Hilfe von TISLOG die Unschuld unserer Fahrer beweisen“, erzählt Jänecke. Durch die aufgezeichneten Daten lasse sich schnell feststellen, zu welcher Zeit das entsprechende Fahrzeug am fraglichen Ort vorbeigefahren sei.

Kommunizieren in 26 Sprachen

Über eine Schnittstelle werden viele der Daten aber auch an die von KP-Logistik selbst entwickelte Speditionssoftware KP-Dispatch weitergeleitet. Das auf Navision basierende System dient vor allem dem Kunden- und Auftragsmanagement sowie der Disposition und Abrechnung. Die täglichen Stückgut-Touren mit bis zu 15 Stopps werden mit dem integrierten PTV Route Optimiser errechnet und via TISLOG an die Tablets der Fahrer geschickt.

Zusätzliche Nachrichten der Disposition und sämtliche Befehle erhalten die Fahrer bei Bedarf in ihrer Muttersprache. KP-Logistik nutzt hierfür ein automatisches Übersetzungstool aus der TISLOG-Familie, mit dem die von der Zentrale versendeten Nachrichten in der jeweiligen Sprache des Fahrers angezeigt werden. Dafür wurde für jedes Endgerät die Landessprache des zugeordneten Fahrers in TISLOG Office hinterlegt. Zur Wahl stehen mittlerweile 26 Sprachen, von denen KP-Logistik unter anderem polnisch, griechisch, russisch, türkisch und bulgarisch nutzt. „Das Übersetzungstool hat die Kommunikation mit unseren aus rund 10 Nationen stammenden Fahrern wesentlich vereinfacht”, sagt Jänecke.

Leichter Einstieg

Wesentlich vereinfacht wurde aber auch das Einarbeiten neuer Fahrer, denn durch die TISLOG-App sind die Arbeitsprozesse sehr strukturiert, standardisiert und nachvollziehbar. „Die Steuerung benötigt nur wenige Worte und Fahrer aus den unterschiedlichsten Nationen finden sich bei uns sehr schnell zurecht“, erläutert Meert. Unterstützt wird der Neueinstieg durch die zahlreichen hinterlegten Fotos mit allen Besonderheiten der immer wiederkehrenden Abladestellen. KP-Logistik beliefert rund 800 Supermärkte mit zum Teil speziellen Zufahrtsregeln und verwinkelten Anfahrtswegen. Die TISLOG-App bietet zu jedem Empfänger Tipps und konkrete Hinweise.

Diesbezüglich freut sich KP Logistik schon auf die nächste System-Verbesserung: Derzeit arbeitet TIS an einer Lösung, mit der Disponenten bestimmte Strecken von der Zielführung ausschließen können. Denn: „Auch die Truck-Navigation kennt nicht immer den besten Weg“, weiß Meert.

Hintergrund: KP Logistik

KP Logistik ist ein in dritter Generation geführter Familienbetrieb mit mehr als 400 Mitarbeitern, der sich unter anderem auf temperaturgeführte Transporte und die Kommissionierung spezialisiert hat. Zu den Hauptkunden gehören die Lebensmittel-Discounter Netto und Norma.

Das Unternehmen verfügt über einen Fuhrpark mit 220 Zugmaschinen und Motorwagen sowie 90 weiteren Fahrzeugen von Subunternehmern. Der im Jahr 1959 von Knud Pedersen gegründete dänische Logistikdienstleister ist seit 1990 auch in Deutschland aktiv. Dem ersten Standort in Stavenhagen folgte 2005 eine zweite Niederlassung in Wustermark. KP Logistik wird von David Brokholm und Lars Petersen geleitet. Weitere Informationen unter www.kp-logistik.de.

Hintergrund: LNG

LNG steht für „Liquefied Natural Gas“, wobei das verwendete Methangas auf minus 165 Grad Celsius abgekühlt und dabei verflüssigt wird. Die Sattelzugmaschinen von KP-Logistik verfügen deshalb über spezielle isolierte Fahrzeugtanks. Die Flüssiggas-Technologie bietet den Vorteil, dass die Umwelt im Vergleich zum Dieselantrieb bei gleicher Leistung mit wesentlich weniger Schadstoffen belastet wird. Während die CO2-Emissionen um mindestens 15 Prozent zurückgehen, ist der Partikelausstoß um 95 Prozent geringer. Aus dem Auspuff strömt in erster Linie Wasserdampf. Basiert das eingesetzte Flüssiggas auf Biomethan, dann gehen die CO2-Werte sogar um 95 Prozent zurück.

Mittlerweile wird dem Erdgas zunehmend Biomethan beigemischt. Es entspricht in seiner chemischen Zusammensetzung dem Erdgas, ist aber nicht fossilen Ursprungs. Biogas wird aus Pflanzen und Bio-Abfällen gewonnen und gibt bei der Verbrennung beinahe nur das CO2 in die Atmosphäre zurück, dass die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben.

Ein weiterer Vorteil von Gas ist der leisere Verbrennungsvorgang. Zudem ist Erdgas ungiftig und geruchlos und wird über unterirdische Leitungen zu den Tankstellen transportiert, was den Straßenverkehr entlastet.

Hintergrund: TIS GmbH

Die TIS GmbH mit Sitz in Bocholt ist ein Premiumanbieter für anspruchsvolle mobile Auftragsbearbeitung und Telematik.

TIS steht für „Technische Informationssysteme“ und ist ein stark expandierendes Technologieunternehmen mit über 80 Mitarbeitenden und einer eigenen Abteilung für Hardwareentwicklung. Das Unternehmen entwickelt seit 1985 intelligente Produkte für das mobile Auftragsmanagement. Basierend auf Industrie-PDAs, Smartphones und Tablets hat TIS flexible Telematik-Lösungen für die Logistikbranche realisiert.

Einsatzschwerpunkte sind Sammelgut- und Ladungsverkehre mit Einbindung der Lagerlogistik und Handel sowie diverse mobile Sonderprojekten wie Gas- und Flüssigkeitstransporte, Entsorgung und die Pfandlogistik. TIS betreut mehr als 250 Kunden mit mehr als 60.000 mobilen Einheiten. Weitere Infos unter www.tis-gmbh.de.

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