Nach einer stürmischen Expansion hat die Wiener Lokalbahnen AG die Instandhaltung ihrer Busse und Schienenfahrzeuge neu organisiert. Optimiert wurden nicht nur die Objektverwaltung, sondern auch die Ersatzteilbeschaffung sowie die Materialverfügbarkeit. Dahinter steckt ein Software-System von COS.
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Gut ausgelastet war die Bus-Werkstatt der Wiener Lokalbahnen AG auch schon im Jahr 2005. Der traditionsreiche Standort in Baden, etwa 20 Kilometer südlich von Wien, war damals bereits für die Wartung und Instandhaltung von 44 Linienbussen der Verkehrsgesellschaft verantwortlich. „Innerhalb der letzten zwei Jahre stieg die Zahl der Busse jedoch um rund 60 Prozent an“, berichtet Ing. Paul Polasek, Werkstättenleiter Bahn und Bus der Wiener Lokalbahnen AG. Durch die Steigerung wird die Werkstatt mittlerweile von 69 Bussen angefahren – ohne dass hierfür ein weiterer Mitarbeiter eingestellt worden ist. „Wir waren gezwungen, unsere Produktivität erheblich zu steigern, und das konnten wir nur durch eine neue Software und optimierte Abläufe schaffen“, erläutert Polasek.
Parallel zum Busbereich war aber auch im Schienenverkehr der Arbeitsdruck angestiegen. Zwischen 1999 und 2005 war die Kilometerleistung der Regionalbahnfahrzeuge um 26 Prozent in die Höhe geklettert, während die Zahl der Mitarbeiter dort sogar noch leicht gesunken war. Für die betroffene Werkstatt in Wien bedeutet dies eine kontinuierliche Zunahme der Wartungsaufträge pro Kopf.
Aufgrund dieser Situation wollte Polasek eine umfassende Lösung für den gesamten Werkstattbereich realisieren. Ziel war, die Werkstattplanung vorausschauender zu gestalten, die Materialverfügbarkeit zu maximieren und den Einkauf der Ersatzteile zu optimieren. Die Instandhaltung der Schienfahrzeuge sollte zudem von der präventiven auf die inspektive Wartung umgestellt werden.
Die Softwarelösung „COSware“ war für die genannten Aufgaben das geeignete Werkzeug. Das Programm-Paket der in Oberkirch beheimateten COS GmbH bot für jede gewünschte Funktion ein passendes Modul. Grundlage der Software ist eine Oracle-Datenbank, mit der sämtliche Ersatzteile mit Lieferantendaten, Bau- und Wartungspläne mit dem zugehörigen Bedarf an Material und Zeit verwaltet wird.
Kommt jetzt ein defekter Bus nach Baden in die Werkstatt, erstellt ein Mitarbeiter zunächst den Befund. Auf dieser Basis wird – unterstützt durch COSware – der Arbeitsvorgang festgelegt. Automatisch wird dabei eine Liste aller erforderlichen Ersatzteile erstellt und durch den Mitarbeiter bestätigt. Im Hintergrund prüft das System, ob alle benötigten Ersatzteile verfügbar sind und spricht eine Empfehlung aus. Von Fall zu Fall muss eine Reparatur aufgrund fehlender Ersatzteile verschoben werden. „In jedem Fall erhalten die Mitarbeiter schnell eine Auskunft, wann das eventuell fehlende Teil wieder verfügbar ist – das erleichtert die Planung“, erläutert Polasek.
Auch in anderer Hinsicht unterstützt die Software die Arbeitsabläufe in der Werkstatt. So registriert COSware automatisch, welche Ersatzteile in welche Fahrzeuge passen und berechnet die Verwendungswahrscheinlichkeit für Ersatzteile und Arbeitsvorgänge. Dadurch können neue Werkstattaufträge sehr viel schneller und präziser angelegt und bearbeitet werden. „Die langwierige Suche nach Arbeitsvorgängen und Ersatzteilen fällt dadurch weg“, bestätigt Polasek.
Um den Nutzen des Systems zu maximieren, ist eine weit vorausschauende Planung der Werkstattleitung erforderlich. Sollte ein Teil nicht auf Lager sein, so wird dies bereits beim Erstellen des Auftrags registriert und es kann noch rechtzeitig beschafft werden.
Auch das Beschaffungswesen profitiert von der neuen Software. Mussten bislang alle Bedarfsanforderungen per Liste erfasst, Lieferanten zugeordnet und Preise im Einzelfall erfragt werden, so bündelt das COS-System nun automatisch die Materialanforderungen nach Kategorie und Lieferant.
Das zentrale Beschaffungswesen erhält so einen erheblich besseren Überblick über die bereits gelieferte Menge und noch ausstehende Lieferungen. Das System unterstützt sogar die Bedarfsschätzungen für kommende Perioden – bei Preisverhandlungen mit Lieferanten ein zusätzlicher Vorteil.
Der kontierte Bestellprozess von Material kann somit auf wenige Minuten verkürzt werden. Einmal gefunden, wird das Ersatzteil mit dem Arbeitsvorgang und dem Objekt für die Zukunft verknüpft – eine erneute Suche beim nächsten Werkstattauftrag entfällt. Bereits beim Erfassen einer technischen Störung zeigt der Bildschirm an, ob die wahrscheinlich benötigten Materialien verfügbar sind und wie viel Arbeitszeit voraussichtlich zur Instandsetzung benötigt wird.
Um dafür die Basis zu schaffen, mussten alle Tätigkeiten und Informationen strukturiert und gesammelt werden. Dazu gehören unter anderem die Wartungspläne der eingesetzten Fahrzeuge. Sämtliche Herstellerdaten für Arbeitstexte, Aufträge, Ersatzteile und Dokumentationen konnten dazu an COSware übergeben werden.
Die Mitarbeiter erhalten auf diese Weise die notwendigen Informationen zur Befundung der Objekte und deren Baugruppen. Damit können schnell Aussagen zu Nutzungsreserven und Restlaufzeiten getroffen werden.
Dieser Punkt war besonders für die Werkstatt der Schienenfahrzeuge von Bedeutung, denn hier sollte die Wartung vom präventiven auf das inspektive Verfahren umgestellt werden. „Früher haben wir bei jeder jährlichen Fahrzeug-Kontrolle auch die Bremsbeläge erneuert“, erinnert sich Polasek. Aus Kosten- und Kapazitätsgründen mussten jedoch Wege gefunden werden, die Werkstattaufenthalte der Straßenbahnen zu verkürzen. „Mit Hilfe der neuen Software kann ich die Prozesse in beliebig viele Arbeitsschritte unterteilen“, so Polasek. Auf diese Weise kann zum Beispiel eine Anweisung generiert werden, die in sechs Monaten zur Kontrolle eines bestimmten Dichtungsrings auffordert. Aber nicht nur das: COSware erstellt für alle verrichteten Arbeiten komplette Kontierungen und übergibt diese an das angeschlossene Finanzbuchhaltungs-System.
Ein ergänzendes Ziel war, die Lagerbestände zentral zu führen. Verbunden mit einer genauen Überwachung von Mindestbeständen wird so die Beschaffungsmenge optimiert – und damit ein wesentlicher Kostenfaktor. „Durch die mit dem neuen System gewonnenen Erfahrungswerte können wir demnächst die häufig und weniger häufig verwendeten Artikel voneinander unterscheiden“, so Polasek. Zudem erhält der Werkstattleiter eine Statistik, bei welchem Kilometerstand bestimmte Teile ausfallen und kann das Bestellverhalten darauf ausrichten.
In Wien und Baden läuft die Lösung seit Anfang 2006. Im nächsten Schritt will Polasek auch die Tankdaten mit COSware verwalten. Weitere Funktionen sollen folgen. Damit ist der Ingenieur für das künftige Wachstum der Wiener Lokalbahnen AG gut gerüstet. Allein die Zahl der Busse soll bis zum Jahr 2010 auf dann 100 Fahrzeuge steigen.
Marcus Walter
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Hintergrund: Wiener Lokalbahnen AG
Die im Jahre 1888 gegründete Wiener Lokalbahnen AG (WLB) ist ein Privatbahnunternehmen mit Aktivitäten im Personen- und Güterverkehr im Raum Wien-Süd bis Baden und Umgebung. Mehr als 30.000 Menschen nutzen täglich das Angebot der WLB. Das Wegenetz verläuft über eine 30 Kilometer lange Strecke zwischen Baden und Wien. Die WLB betreibt neben der Bahn auch ein Busunternehmen und ein Reisebüro.
Weitere Informationen unter www.cosonline.de/cosware-von-a-bis-z/fuhrparksoftware/
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Hintergrund: COS GmbH
Die COS GmbH ist ein Software- und Beratungshaus, das sich auf leistungsfähige IT-Lösungen in den Bereichen Logistik, Fuhrpark, Instandhaltung und Werkstatt konzentriert. Das Unternehmen besteht seit 1982 und hat seinen Sitz in Oberkirch – etwa 10 Kilometer nördlich von Offenburg.
Insgesamt beschäftigt COS rund 30 Berater, Softwareentwickler und Service-Mitarbeiter. Sie engagieren sich für etwa 700 Kunden aus den Bereichen Transport, Industrie, Handel, Dienstleistung, öffentlicher Verwaltung und ÖPNV.
Über 100.000 Fahrzeuge werden mit Produkten der Marke „COSware“ verwaltet oder gesteuert. Mehr als 500.000 weitere Objekte werden mit Hilfe der Lösungen von COS verwaltet, disponiert und instandgesetzt – darunter Geräte, Maschinen, Flurförderzeuge, Container und Gebäude.