Club der Industrie fordert koordinierten Wachstumsplan statt punktueller Förderung

(v.l.n.r.): Die Vorstandsmitglieder Martin Löffler, Christian Harder und Winfried Wanka führten durch die Veranstaltung. Fotonachweise: Philipp F. East

Neu-Ulm, 21.09.2023 – Die Zeichen für die Wirtschaft müssten nach den Krisen der vergangenen Jahre auf Aufschwung stehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Dies erfüllt die Unternehmer der Wirtschaftsregion Ulm/Neu-Ulm mit Sorge. Christan Harder, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Clubs der Industrie (CI), verdeutlicht auf der diesjährigen Mitgliederversammlung die Lage: „Laut Prognose des Internationalen Währungsfonds wird die deutsche Wirtschaft dieses Jahres um 0,4 Prozent schrumpfen. Damit wäre Deutschland Schlusslicht unter den Industrienationen weltweit.“  Statt symbolischer und punktueller Maßnahmen wie im gerade verabschiedeten Wirtschaftschancengesetz, brauche es einen ganzheitlichen Wachstumsplan der Ampel-Regierung. 

Die Wirtschaftsspirale dreht sich nach unten und die knapp 100 im CI repräsentierten mittelständischen Unternehmer der Wirtschaftsregion Ulm/Neu-Ulm sehen kein Ende. „Verschlechtert sich die Lage weiter, droht eine steigende Abwanderung von regionalen Lieferanten, Kunden und Kooperationspartnern, die sich im Ausland neu orientieren und qualifizierte Fach- und Führungskräfte mit sich ziehen“, zeigt Winfried Wanka von dem Unternehmen Mayser auf. Der internationale Nischenanbieter sieht, wie andere CI-Mitglieder, eine Grenze erreicht, diesem Trend durch Automation und Effizienzsteigerungen zu begegnen. Dies spiegelt auch das jüngste Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage wider. Nach dieser berichten nur ein Drittel der befragten Unternehmen von einer guten Geschäftslage, ein Fünftel der Teilnehmer erwarten, dass sich die Geschäftslage weiter verschlechtert.  

„Was es nun braucht, ist ein koordiniertes und strategisches Vorgehen der Bundesregierung, damit Deutschland wirtschaftlich nicht abgehängt wird. Unsere Region, die exemplarisch für erfolgreiches schwäbisches Unternehmertum steht, braucht wieder Rahmenbedingungen, die eine wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ermöglichen und nicht verhindern.“ Einige Beispiele für ganzheitliche und praxisnahe Ansätze, die der gesamten Wirtschaft und nicht nur einzelnen Branchen zugutekommen, nennt CI-Vorstandssprecher Marcello Danieli: „Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, Abbau bürokratischer Hürden, insbesondere bei Investitionen, verbesserte steuerliche Anreize, Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung sowie leichterer Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge.“   Die Regierung sei weit davon entfernt, aus diesem potenziellen Maßnahmen-Kanon ein koordiniertes Paket zu schnüren, sagt CI-Vorstandsvorsitzender Gerd Stiefel. Das gerade verabschiedete Wachstumschancengesetz werde in diesem Zusammenhang seinem Namen nicht gerecht, da es nur punktuell und bestimmte Branchen fördere.  

Lebhafte Teilnahme auf der diesjährigen Mitgliederversammlung

Was einmal verlagert ist, kommt nicht zurück 

Die Folgen für Deutschland sind in der industriestarken Region Schwaben sichtbar. Hersteller- und Zulieferfirmen verlagern ihre Produktion schrittweise ins Ausland. Das Risiko, dass weitere Unternehmen aus dem Wirtschaftsraum Ulm/Neu-Ulm nachziehen und komplett oder zumindest teilweise in Billiglohnländern produzieren, bewerten die CI-Mitglieder einhellig als hoch. Dass viele Firmen auf gepackten Koffern sitzen, bestätigt Danieli. Der geschäftsführende Gesellschafter von HARDER logistics ist unter anderem auf Betriebsverlagerungen spezialisiert. „Die Nachfrage nach dieser Dienstleistung ist so hoch wie nie. Und obwohl es nur ein Teil unseres Geschäfts ist, bin ich sehr besorgt. Denn was einmal verlagert ist, kommt in der Regel nicht mehr zurück“, so seine Erfahrung.   

„Zusätzlich wird die Auslandsnachfrage stagnieren beziehungsweise sogar zurückgehen, weil wir uns aktuell als Wirtschafts-Standort Deutschland extrem schwächen“, erwartet Jennifer Potocnik Geschäftsführerin des Start-up SISI, das verschiedene erneuerbare Energien kombiniert. Für eine gelungene Standortsicherung braucht es ihrer Meinung nach „langfristig gesetzte Impulse und Anreize, um essenzielle Branchen im Land zu halten und so gerade in Krisenzeiten resilienter und weniger abhängig vom Ausland zu sein.“  

CI-Unternehmen stabil aufgestellt 

Die wirtschaftlich sehr stabil aufgestellten CI-Unternehmen schätzen die wirtschaftliche Entwicklung für 2024 für die eigenen Betriebe nicht als existenzbedrohend ein. Die hohe Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit gepaart mit einem strikten Kostenmanagement, sicherten kurzfristig weiter den Erfolg. Allerdings warnt Stiefel davor, sich durch diese positiven Umfragewerte in Sicherheit zu wiegen. Denn für ihn ist klar: „Betriebswirtschaftliche Folgen der aktuellen Wirtschaftslage werden erst zeitverzögert sichtbar, unterliegen dann aber zusätzlich einer Negativbeschleunigung.“    

Über den Club der Industrie 
Der Club der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V. (CI) ist eine unabhängige Vereinigung von aktiven, erfolgreichen Unternehmern im Einzugsbereich der Wirtschaftsregion Ulm/Neu-Ulm. Die Vereinigung mit Sitz in Neu-Ulm knapp 100 leistungsstarke Mitgliedsunternehmen aus Industrie und industrienaher Dienstleistung, die über 26.000 Arbeitnehmer beschäftigen. Der CI ist die Erweiterung der Industrievereinigung Landkreis Neu-Ulm e.V., die seit ihrer Gründung im Jahr 1960 gezielt die Interessen regional ansässiger Unternehmer gegenüber öffentlich-rechtlichen und politischen Institutionen und Organisationen vertritt.

Pressekontakte
Club der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V. 
Christian Harder, geschäftsführendes Vorstandsmitglied 
Tel.: 0731 97 053 0
E-Mail:ci@clubderindustrie.de 
 
Marcello Danieli, Vorstandssprecher Club der Industrie 
Tel.: +49 731 400197-0 
E-Mail: m.danieli@harder-logistics.com

Stephanie Lützen – Lütpress 
Tel.: +49 30 240 370 65
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