Missverhältnis zwischen Regulatorik und Rendite

Bildunterschrift: Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Ulm Dr. Stefan Bill (rechts) und der CI-Vorstandsvorsitzender Gerd Stiefel. Fotonachweise: CI 

Neu-Ulm, 19.09.24 – Der Wachstums-, Investitions- und Innovationsmotor bei den deutschen Wirtschaftsunternehmen stockt. Die Gründe, Auswirkungen und Auswege für die Wirtschaftsregion Ulm/Neu-Ulm beleuchtet der Club der Industrie (CI) auf der diesjährigen Mitgliederversammlung. CI-Vorstandsvorsitzender Gerd Stiefel und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Ulm Dr. Stefan Bill sind sich einig. Es herrscht ein Missverhältnis zwischen Kosten durch die zunehmende Regulatorik und den zu erwartenden Renditen. Die steigenden Mitgliederzahlen im CI spiegeln den Bedarf der Unternehmen wider, sich gemeinsam für eine starke Wirtschaftsperspektive in Deutschland zu positionieren.
Sehr vertraut mit den aktuellen Herausforderungen der mittelständischen Unternehmer der Wirtschaftsregion Ulm/Neu-Ulm ist Dr. Stefan Bill. In seiner Keynote „Ein Blick in die aktuelle Wirtschaft“ verdeutlicht er die aktuelle Lage: „Wir haben eine immense Investitionszurückhaltung bei den hiesigen Unternehmern. Die Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen und Zukunft zu gestalten, ist überschaubar.“
Aus Sicht der Sparkasse Ulm, des größten Finanzierers in der Region, sei das aktuelle Zinsniveau dabei keine Hemmschwelle. Dieses bewertet Bill als „Untergrenze von dem, was gesund ist“. Noch niedrigere Zinsen würden beispielsweise die Altersvorsorgesysteme akut gefährden. „Wenn eine Unternehmensinvestition nicht mehr als 3,5 Prozent Rendite abwirft und somit die Zinsen nicht deckt, dann darf man sie nicht tätigen. Kalkuliert werden sollte mit einer Rendite von 8 bis 9 Prozent“, erklärt Bill.

Bildunterschrift (v.l.n.r.): Gerd Stiefel, Martin Löffler, Bernd Mack, Jennifer Potocnik, Marcello Danieli, Christian Harder (CI-Geschäftsführer) und Winfried Wanka repräsentieren den CI-Vorstand. 

Drei Hauptursachen für Investitionszurückhaltung
Für die Investitionszurückhaltung identifiziert Bill drei Hauptursachen: Erstens gebe es eine große Unsicherheit, geeignetes Personal zu gewinnen. Zweitens änderten sich die Gesetze, Verordnungen und Förderungen schneller (beispielsweise KfW-Prämie), wodurch die Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen sinke. Drittens nehmen die Regelungsdichte sowie die daraus folgenden Kosten zu. Beispiele seien das Lieferkettensorgfaltsgesetz oder die CSRD-Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Um trotz der schwierigen Rahmenbedingungen eine erfolgreiche und innovative Zukunftsstrategie zu fahren, empfiehlt Bill den Unternehmern, als Basis eine „anerkennende Ist-Situation“ zu definieren. „Um Dinge ändern zu können, müssen sie benannt werden“, bringt es Bill auf den Punkt. Darauf aufbauend könne die Analyse der Gründe, eine Strategie und eine erfolgreiche Umsetzung folgen.

CI-Vorstandsvorsitzender: „Pragmatismus statt Goldplating“
Die Ist-Situation, in der sich die hiesigen Unternehmer befinden, skizziert CI-Vorstandsvorsitzender Gerd Stiefel: „Das bisherige Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft sowie vieler mittelständischer Unternehmen neigt sich dem Ende eines bis dato sehr erfolgreichen Zyklus entgegen.“ Im Benchmark holten die europäischen Nachbarländer und Kontinente in einer seit vielen Jahren bekannten Dynamik auf. Ein noch stärkerer Konkurrenzdruck sei demzufolge spürbar. Stiefel sensibilisiert dafür, dass sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft, die neue Lage und Fakten anerkennen müssten. Den Rückmeldungen aus dem CI-Mitgliederkreis zufolge fehlt es in der Gesellschaft derzeit oftmals an einer adäquaten Leistungsbereitschaft und einem Willen zur Veränderung. Neben diesen Aspekten nennt Stiefel eine weitere Voraussetzung, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln: „Wir brauchen mehr Pragmatismus statt ‚Goldplating‘ in der Gesetzgebung und öffentlichen Verwaltung. Wenn hier Veränderung gelingt, ist viel gewonnen.“

Neun CI-Beitritte im vergangenen Jahr
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der CI neun Neumitglieder aufgenommen. Alle eint der Wunsch, die Bedürfnisse der Wirtschaftsregion Ulm/Neu-Ulm stärker repräsentiert zu wissen und gemeinsam mit den etwa 100 vertretenen Unternehmern eine solide Basis für die wirtschaftliche Zukunft in der Region zu bilden. Zu den Neumitgliedern zählen Beurer, Seifert Logistics, engineering people, Dachser Logistikzentrum Ulm, BITE, SiSi, Intipa, MAROLD Personalberatung + Managementberatung sowie Picoba Solutions.

er Club der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V. (CI) ist eine unabhängige Vereinigung von aktiven, erfolgreichen Unternehmern im Einzugsbereich der Wirtschaftsregion Ulm/Neu-Ulm. Die Vereinigung mit Sitz in Neu-Ulm knapp 100 leistungsstarke Mitgliedsunternehmen aus Industrie und industrienaher Dienstleistung, die über 26.000 Arbeitnehmer beschäftigen. Der CI ist die Erweiterung der Industrievereinigung Landkreis Neu-Ulm e.V., die seit ihrer Gründung im Jahr 1960 gezielt die Interessen regional ansässiger Unternehmer gegenüber öffentlich-rechtlichen und politischen Institutionen und Organisationen vertritt.

Pressekontakte
Club der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V.
Christian Harder, geschäftsführendes Vorstandsmitglied
Tel.: 0731 97 053 0
E-Mail:ci@clubderindustrie.de

Marcello Danieli, Vorstandssprecher Club der Industrie
Tel.: +49 731 400197-0
E-Mail: m.danieli@harder-logistics.com

Stephanie Lützen – Lütpress
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